Charles Swindoll
"ICH - MEINER - MIR - MICH"
Diese Worte waren klar und deutlich zu erkennen. Sie sahen aus, als ob sie ein riesiges Denkmal darstellten, jeder Buchstabe anscheinend aus Granit gemeißelt. Am Fuße dieses seltsamen "Monuments" waren Hunderte, vielleicht Tausende von Menschen, die ihre Arme hochhoben, als wenn sie einen Schrein anbeten würden. Und in ganz kleinen Buchstaben sah man den Untertitel der Zeitungskarrikatur: "Zum Thema der amerikanischen Kulte..." An den vier Rändern dieses Bildes waren vier wohlbekannte Werbespots:
"Setzen Sie sich durch." "Machen Sie sich Freude." "Heute verdienen Sie eine Pause." "Das sind Sie sich schuldig."
Da haben wir's! Diese Verdrehtheit tut einem wirklich weh. Weil es so schrecklich wahr ist. Trotzdem stimmen wir der Ich-meiner-mir-mich-Philosophie ständig zu, sowohl versteckt, als auch offenkundig. Wir machen Bücher mit dem Thema Selbstsucht zu Bestsellern, indem wir sie zu Millionen kaufen. Die Begabten stellen wir auf ein Podest und verehren ihren Schrein heimlich (wenn nicht öffentlich). Und wir unternehmen jede Anstrengung, um jeden Preis, um auf uns selbst zu achten. Wir wollen zugeben, daß unser Zeitalter ein Zeitalter großer Selbstsucht ist: die "Ich"-Ära. Und es wird uns mächtig unbequem, selbst wenn Gott anfängt, Forderungen an uns zu stellen. Schließlich muß diese vollkommene Verpflichtung für die Sache Christi in angemessenen Grenzen gehalten werden. Mit ähnlich sarkastischem Klang sind die Worte von Wilbur Rees: "Ich hätte gerne für 3 Dollar Gott. Bitte nicht so viel, daß er meine Seele angreift oder meinen Schlaf stört, aber gerade so viel, wie es einer Tasse warmer Milch oder einem Nickerchen in der Sonne gleichkommt. Ich möchte nicht so viel von ihm, daß ich einen Schwarzen lieben oder mit einem Auswanderer Rüben ernten muß. Ich möchte Begeisterung, nicht Änderung. Ich möchte die Wärme des Mutterleibes, nicht die Wiedergeburt. Ich möchte ein Pfund Ewigkeit in einer Papiertüte. Ich hätte für 3 Dollar Gott, bitte!" So ist es. Unser "Ich" in uns möchte Gott nicht vollständig wegwerfen, sondern in bequemer Entfernung haben. Für 3 Dollar von ihm genügt. Ein Sack voll, nicht mehr. Gerade so viel, um meinen Schuldstand unter der Grenze von Strafe zu halten, auf jeden Fall nicht so viel, daß ich nervös werde - oder daß meine Meinung ins Wanken kommt oder mein Lebensstil davon bestimmt wird. Was genug ist, ist genug!
(Aus: Charles R. Swindoll: "Die Kunst selbstlosen Dienens", mit freundlicher Genehmigung des Verlages der Liebenzeller Mission.)
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