Liebe Leser,
dieses Mal ist es das Jahr 1995, das seinem Ende entgegen geht. Ein Jahr, in dem es wieder einmal viele Turbulenzen, viel Hoffen und Bangen gegeben hat. Korruption in bisher nicht gekanntem Ausmaß kommt zum Vorschein — bis in die Verwaltung, Politik und das allgemeine gesellschaftliche Leben. Die Verhältnisse werden allgemein instabiler, wenngleich der Krieg im ehemaligen Jugoslawien zu seinem Ende zu kommen scheint. Man hört viel von Krieg und viel von Frieden: Nichts Neues unter der Sonne — mal abgesehen vom Ausmaß.
Eine Tendenz ist allerdings beobachtbar, die Kulturwissenschaftler zunehmend wahrnehmen und vor der sie warnen. Barry Sanders hat vor kurzem in seinem Buch »Der Verlust der Sprachkultur« darauf hingewiesen, daß allgemein weniger gelesen wird, daß eine Abkehr vom geschriebenen Wort zu beobachten ist. »Sega« und »Nintendo« sind in aller Munde, Computerspiele wie »Doom« sind inzwischen so brutal, daß sie indiziert worden sind. Fernsehen ist oft Ersatz für fehlende Kindererziehung. Heran wächst zunehmend eine Generation, die passiv ihre Informationen und Eindrücke aufnimmt und vereinsamt. Wachsende Gewaltbereitschaft und Enthemmung ist eine Folge davon. Fehlende kritische Distanz zur Umwelt eine andere. Sucht nach Erfahrung und .Spirituellem prägt zunehmend unsere Kultur. Die Sprache, mit der wir unser Inneres artikulieren, tritt immer mehr in den Schatten der Erfahrung. Wir werden zunehmend »sprachlos«. Aber — zum Glück betrifft das ja nicht »uns Christen«. Denn wir haben ja das Wort Gottes, und das ist doch schließlich auch prägend. Unser Glaube ist doch auf das geschriebene Wort gestützt. Sicher — aber macht deshalb die Prägung unserer Umwelt vor uns halt? Unsere Prägung durch das Wort hängt davon ab, ob wir es tatsächlich zur Hand nehmen und ihm seinen prägenden Einfluß gestatten.
Mit einem Artikel zu einer Veranstaltung von Rodney Howard-Browne, einem Vertreter des »Toronto-Segens«, wollen wir darauf hinweisen, daß es sich dabei keinesfalls um eine Randerscheinung mehr handelt, sondern um ein ernst zu nehmendes Phänomen, mit dem wir alle in Berührung kommen können. Mich beschleicht Trauer über die Absurdität einer Bewegung, die im Namen des Heiligen Geistes diese Person der Gottheit auf eine Weise verunehrt, die geradezu grotesk ist. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß das »Lachen im Geiste« ein Lachen aus anderer Quelle ist — ein Lachen über die Christen, die sich dabei der Lächerlichkeit preisgeben. Die uns umgebende Welt merkt das, der »Stern« ordnet anhand von Beispielen der Charismatik Christen dem Schreckgespenst des Fundamentalismus zu, Hollywood macht Filme darüber mit der ersten Garde seiner Komiker. In ihren Augen hat das Christentum als Sinninhalt und die Kirche als Sinnagentur versagt.
Sollte es da nicht die Aufgabe jedes gläubigen Christen sein, wieder mehr am Wort orientiert missionarisch zu leben? Zu zeigen, daß der Herr Jesus durch sein Wort dem Leben Sinn gibt? Das können wir erleben, Dazu möchten wir auch wieder mit diesem Heft ermutigen und dabei den Segen des Herrn wünschen.
Herzlich grüßt Ralf Müller
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Jim Elliot - "Stumpf, schlaff und trübäugig..." - S.3
Benedikt Peters - Salamo, der Geliebte des Herrn - S.4
J.G. Fjnvandraat - Wir und die Menschen - S.6
M.+H. Tüfekci - Mission mit einer Zeitschrift - S.10
Wolfgang Bühne - "Bruder Rodney" pfiff und alle tanzten - S.12
Armin Lindenfelser - Maria - die Mutter Jesu - S.16
Lieschen Weiß - "In einem Ziegenstall erblickte ich das Licht der Welt..." - S.19
Die Bücherecke - S.21
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VERLOREN:
Gestern, auf dem Weg zur Ewigkeit, irgendwo zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang:
Zwei goldene Stunden, jede eingefasst in sechzig diamantene Minuten.
Ein Finderlohn wird nicht ausgesetzt - sie sind unwiederbringlich verloren.
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